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[Strawbale] Re: Roma in Not 4
Liebe Freunde.
heute nachmittag war ich in D´dorf- Lörick, um mich mit Dzoni
Sichelschmidt, dem Sprecher der NRW-Roma, zu treffen, mich mal umzusehen
und zu überlegen ob und wie so eine Aktion Sinn macht.
Um es gleich vorweg zu nehmen: ich denke, daß es viel Sinn macht!
Zunächst eine Richtigstellung:
Die Roma sind nicht auf dem Platz, weil sie keine andere Bleibe haben.
Sie haben alle durchaus Wohnungen irgendwo in Deutschland, doch sie
befürchten, daß die einzeln lebenden Familien von der Polizei gegriffen
und in Abschiebe- Jets Richtung Balkan gesteckt werden. Das ist bereits
mehrfach geschehen und man könnte sagen es ist die gängige Praxis.
Ich mußte eine Weile auf Herrn Sichelschmidt warten. Adem setzte sich
inzwischen zu uns ans Feuer. Er erzählte, daß er vor 1989
Geschäftsführer einer kleinen Firma in Serbien war und kurz nach dem
Auseinanderfallen Jugoslaviens seine Stelle an einen Serben abtreten
mußte.
Er lebt mit seiner Familie nun seit 13 Jahren in Deutschland und seine
Kinder sind hier geboren und/oder aufgewachsen. Sie sprechen nicht die
Sprache Serbiens und wollen auch nicht dorthin. Für Adem ist es wichtig
dort menschenwürdige Lebensbedingungen vorzufinden, dann kann er sich
vorstellen zurückzugehen.
Allerdings verfolgt er die politischen Entwicklungen kritisch und meint,
daß die serbische Regierung viele Versprechungen macht und Geld von der
deutschen kassiert, de facto aber nichts davon als Reintegrationshilfe
bei den Roma ankommt. Ich hab da auch große Zweifel.
So wie Adem geht es den Meisten im Camp.
Es war kalt in Lörick und trotz Lagerfeuerromantik ( für die ich sehr
empfänglich bin) beneide ich die Leute dort nicht. Die
Strohballenhausidee wird mit viel Interesse aufgegriffen und vor Allen
sind die Kids fasziniert.
Das Häuschen, falls wir es bauen und davon gehe ich immer mehr aus, wird
keine Nothilfe im akuten Sinne sein.
Es sieht eher so aus, daß es die Unterstützung einer politischen Aktion
ist, die verhindern soll, daß es zu Notsituationen für die Löricker Roma
( und nicht nur für sie) auf dem Balkan kommt.
Ich bin nach wie vor der Meinung, daß Serbien, Kosova und Montenegro
ebenfalls gute Plätze zum Leben sein können, Adem stimmte mir auch zu,
menschenwürdige Bedingungen voraugesetzt. Jonni ( 15) war sich da nicht
so sicher, er kennt die Gegenden nur aus dem Fernsehen und dabei hat er
keinen guten Eindruck gewonnen.
Einige fragten wie viele Häuschen wir den bauen werden. Ich machte
deutlich, daß erst mal Eines gebaut werden soll und wenns gut geht nach
diesem Muster in Eigeninitiative mehr enstehen können.
Dzoni Sichelschmidt sah auch das Argument, daß die Düsseldorfer Behörden
dem Bau des ersten Häuschen zustimmen, wenn wir deutlich machen, daß es
sich um einen workshop handelt, ganz Besonders im Hinblick auf die
ungewisse Behausungssituation in Serbien, Montenegro und Kosova, wenn
es, und das ist wahrscheinlich, zur Abschiebung kommt.
Zunächst mal erwarten alle im Camp, daß sie den Platz in etwa einer,
vielleicht zwei Wochen wieder räumen müssen. Das geht schon seit einem
halben Jahr in drei-bis vierwöchigen Abständen so. Bis dahin hat es
wenig Sinn etwas vor Ort zu unternehmen. Dzoni Sichelschmidt hält der
Wechsel zum neuen Campgelände für den geeigneten Bauzeitpunkt.
Bis dahin werde ich zusammen mit unseren Praktikanten John und Mana an
einem geigneten Design feilen, daß es erlaubt so ein Häuschen ( 30 m2)
schnell auf- und abzubauen.
Ideen, Eure wohlmeinende Kritik und Hilfsangebote sind uns sehr
willkommen!
Harald